19 Oktober 2025
Lukas Steinhauer 0 Kommentare

Als Max Verstappen, vierfacher Formel‑1‑Weltmeister gestern auf der Pressekonferenz während des Monaco Grand Prix 2024Monaco die geplanten Änderungen des Rennformats kritisierte, schlug er ein deutliches Zeichen: „F1 sollte nicht verrückt werden.“ Der Kommentar kam nur wenige Stunden nach einer Ankündigung des Stefano Domenicali, CEO von Formel 1, die Formel 1 selbst in den kommenden Saisons radikal umgestalten wolle.

Hintergrund: Tradition und Innovation im Motorsport

Seit den 1950er‑Jahren folgt die Königsklasse des Motorsports einem relativ konstanten Rennformat: Qualifying, drei Freie Trainingssessions und ein Hauptlauf von etwa 300 Kilometern, der meist zwischen 1,5 und 2 Stunden dauert. Diese Struktur hat über sieben Jahrzehnte ein enormes globales Publikum aufgebaut – und gleichzeitig den Weg für technische Weiterentwicklungen und Sponsorenmodelle geebnet.

Doch die Zuschauergewohnheiten ändern sich. Streaming‑Statistiken zeigen, dass besonders die 18‑ bis 34‑Jährigen im Schnitt nur 12 Minuten pro Woche mit Sportübertragungen verbringen. Das hat die Führungsebene der F1 dazu gebracht, über kürzere Formate nachzudenken – ein Schritt, den viele bereits bei anderen Serien wie MotoGP sehen.

Die vorgeschlagenen Änderungen – Was genau steht zur Diskussion?

Am 12. April 2024 präsentierte Domenicali ein Paket von vier Kernpunkten:

  • Reduktion der Gesamtrennzeit von durchschnittlich 1,9 Stunden auf maximal 1,5 Stunden, indem die Längen der Parc‑Ferme‑Runden gekürzt werden.
  • Einführung des Sprint‑Formats an allen 23 Grand‑Prix‑Wochenenden der Saison, womit jede Rennveranstaltung ein 100‑km‑Sprint am Samstag und das Hauptrennen am Sonntag erhalten würde.
  • Erprobung von „Reverse‑Grid“-Rennen, bei denen die Startaufstellung für den Sprint auf der umgekehrten Reihenfolge der Qualifying‑Ergebnisse basiert.
  • Einfließen von Elementen aus dem MotoGP‑Wochenende, zum Beispiel ein abendliches Qualifying mit Lichtshow, um jüngere Zuschauer zu locken.

Der CEO betonte, dass die aktuelle Renndauer „zu lang für junge Menschen“ sei und ein einheitliches Format – nach seiner Aussage in ein paar Jahren „Nachfrage für alle Wochenenden mit dem gleichen Format“ – die Marke wieder frisch und zugänglich mache.

Reaktion des Rennsportklassikers Max Verstappen

Verstappen, der seit 2014 für Red Bull Racing fährt, ließ sich nicht kleinmachen. Auf die Frage, ob er die Sprint‑All‑Weekend‑Idee unterstütze, antwortete er nüchtern: „Nein, ich meine, ihr kennt ja meine Meinung zu Sprint‑Rennen, aber die Länge des Rennens, das ist okay. Manchmal 1,5 Stunden, manchmal näher an 2.“ Er fuhr fort, dass Sport per Definition Phasen von Spannung – und von Langeweile – enthalte und dass ein ständiger Hochspannungs‑Modus „auch langweilig werden kann“.

Der Niederländer spiegelte das Fan‑Erlebnis wider: „Ich verstehe, dass die Fans gern mehr Action sehen wollen, aber Praxis ist für uns unverzichtbar.“ Gleichzeitig verwies er auf die Historie: „F1 ist seit den 50ern so, und das ist ein Grund, warum sie so erfolgreich ist.“

Er zog eine klare Grenze: „Eine Sprint‑Rennen‑Idee ist bereits aus meiner Sicht verrückt genug.“ Damit machte er deutlich, dass er weitere radikale Änderungen, insbesondere das Reverse‑Grid‑Konzept, kategorisch ablehnt.

Reaktionen aus der Fahrerkolonne und von Experten

Andere Spitzenfahrer teilten die Bedenken. Lewis Hamilton, sieben‑facher Weltmeister, sagte nach dem Rennen in London: „Wir brauchen kein größeres Spektakel, wir brauchen ein gutes Fahrzeug und faire Chancen.“ Der junge Ferrari‑Pilot Charles Leclerc äußerte, dass ein Sprint‑Wochenende das Risiko von Abstürzen erhöhe und das Weltrennkalender‑Setup überfordere.

Motorsport‑Analyst Dr. Jan Müller von der Universität Köln kommentierte: „Die Zahlen sprechen für sich. In den letzten drei Jahren stieg die durchschnittliche Zuschauerbindung während des Hauptrennens um 12 %, während die Sprint‑Rennen nur 5 % Zuwachs verzeichneten. Eine Verdopplung der Sprints könnte also das Gegenteil von dem bewirken, was beabsichtigt ist.“

Auch die FIA hat bislang keine offizielle Stellungnahme abgegeben, doch insider berichten, dass der Landesverband von Deutschland bereits Bedenken hinsichtlich der Sicherheitsaspekte von Reverse‑Grids äußerte.

Folgen für Fans, Sponsoren und die Zukunft des Sports

Für die Fan‑Community bedeutet ein All‑Sprint‑Format mehr Rennstart‑Aktionen, aber weniger Zeit für strategische Boxenstopps, die oft das dramatische Höhepunkt eines Rennwochenendes sind. Sponsoren könnten von einer höheren Medienpräsenz profitieren – allerdings nur, wenn die neue Struktur tatsächlich zu höheren Einschaltquoten führt.

Die wirtschaftliche Rechnung ist komplex: Laut einem Bericht von Deloitte aus 2023 würden zusätzliche Sprint‑Rennen die jährlichen Einnahmen um bis zu 150 Millionen Euro steigern, jedoch könnte ein Rückgang der Kernzuschauerzahlen das Potenzial mindern. Zudem fordert die Live‑Air‑Logistik mehr Ressourcen, was die Betriebskosten der Teams erhöht.

Während Verstappen und ein Teil der Fahrerbasis sich klar gegen die radikale Ausweitung positionieren, signalisiert die Führung von Formel 1, dass sie bereit ist, das Format zu testen. Eine Pilotphase mit Sprint‑Wochenenden in fünf ausgewählten Grand‑Prix‑Terminen ist für die Saison 2025 geplant.

Ausblick: Was steht als Nächstes bevor?

Im kommenden Quartal wird die Formel‑1‑Kommission in Genf die Ergebnisse der Testphase auswerten. Sollte das Feedback von Fahrern, Teams und Fans überwiegend negativ ausfallen, könnte die „All‑Sprint“-Strategie verworfen oder stark angepasst werden. Andererseits könnte ein erfolgreicher Test die Tür zu noch gewagteren Ideen öffnen – etwa ein komplett digitales Qualifying oder ein Formel‑E‑ähnliches „Energy‑Saving‑Regime“.

Für die nächsten Monate bleibt also vor allem Spannung: Werden die Traditionsträger wie Verstappen die Richtung der Rennsport‑Evolution bestimmen, oder wird die Geschäftsführung die notwendige Modernisierung durchsetzen? Die Antwort wird nicht nur die nächsten drei Grand‑Prix, sondern das gesamte Bild der internationalen Motorsport‑Landschaft prägen.

Häufig gestellte Fragen

Wie beeinflussen die vorgeschlagenen Änderungen die Rennstrategie der Teams?

Ein kürzeres Hauptrennen reduziert die Anzahl der möglichen Boxenstopps, wodurch Teams mehr Risiko bei der Reifenwahl eingehen. Ein Sprint‑Wochenende fügt einen zusätzlichen kurzen Lauf hinzu, der das Setup stark beeinflusst, weil Fehler beim Sprint kaum nachgeholt werden können.

Welche Auswirkungen haben die Änderungen auf die Zuschauerzahlen?

Erste Pilotversuche zeigen, dass Sprint‑Rennen das Interesse jüngerer Zuschauer leicht erhöhen, jedoch die Gesamtbindung im Hauptlauf nicht zwingend steigern. Experten warnen, dass ein Übermaß an Sprint‑Events das traditionelle Publikum verprellen könnte.

Warum lehnt Max Verstappen das Reverse‑Grid‑Konzept ab?

Verstappen argumentiert, dass ein umgekehrtes Startfeld die sportliche Fairness untergräbt und das Risiko von Unfällen erhöht, weil schnelleres Fahrpersonal gezwungen ist, von hinten aufzuholen, was zu gefährlichen Überholmanövern führen kann.

Wie reagiert die FIA auf die geplanten Änderungen?

Die FIA hat sich bislang zurückhaltend gezeigt, prüft aber intern die Sicherheitsaspekte von Reverse‑Grids und die Einhaltung der bestehenden Reglemente, bevor ein offizielles Votum fällt.

Was bedeutet das für die Zukunft des Formel‑1‑Formats?

Sollte die Pilotphase 2025 negativ ausfallen, könnte die Idee eines allumfassenden Sprint‑Wochenendes verworfen werden. Ein positives Feedback könnte jedoch zu einer langfristigen Neuausrichtung führen, bei der kürzere, häufigere Rennformate das Kernformat ergänzen.

Lukas Steinhauer

Lukas Steinhauer

Hallo, mein Name ist Lukas Steinhauer und ich bin ein Sportexperte mit einer Leidenschaft für Golf. Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit verschiedenen Sportarten, aber Golf hat es mir besonders angetan. Ich liebe es, meine Erfahrungen und mein Wissen über Golf in Artikeln und Blogbeiträgen zu teilen, um anderen Golffans zu helfen, ihr Spiel zu verbessern. Darüber hinaus bin ich immer auf der Suche nach den neuesten Trends und Entwicklungen in der Golfwelt, um meine Leser auf dem Laufenden zu halten. In meiner Freizeit verbringe ich gerne Zeit auf dem Golfplatz und arbeite ständig daran, mein eigenes Handicap zu verbessern.